Was haben Bibliophilie und Politik miteinander zu tun?

Bibliophilen nennt man jenen, der einem Mitbewerber, welcher ihm ein seltenes Buch wegschnappt, die Pest ins Gebein wünscht. Politik verdirbt den Charakter, Bibliophilie verdirbt ihn. Welch ein Ungeheuer muß ein bibliophiler Politiker sein! (Wilhelm Junk)

 


Eine Erweiterung des Essays von Reinhard Klimmt und Rudi Strumm

ist aktuell in Planung...

2023 feierte die SPD Saar ihren 120. Geburtstag. Dies wurde in einem Essay bereits gewürdigt. Nun ist eine wesentlich erweiterte, bebilderte Publikation im Entstehen.

Mehr dazu erfahren Sie zeitnah.


"120 Jahre Sozialdemokratie an der Saar"

Ein Essay von Reinhard Klimmt und Rudi Strumm

Am 03. September feierte die SPD Saar ihren 120. Geburtstag im Dillinger Lokschuppen. Dort präsentierten Reinhard Klimmt und Rudi Strumm, ehemaliger SPD-Landesgeschäftsführer, ihren Essay "120 Jahre Sozialdemokratie an der Saar" (das Buch ist bei der SPD Saar erhältlich). Einen Tag nach der Geburtstagsfeier erschien ein Bericht von Michael Kipp in der Saarbrücker Zeitung.


160 Jahre SPD

Zwiegespräch von Jung und Alt

Am 23. Mai 2023 ging es im Morgenmagazin um den 160. Geburtstag der SPD - die älteste im Bundestag vertretene Partei. Reinhard Klimmt, ehemaliger saarländischer Ministerpräsident und Emily Vontz, jüngste Bundestagsabgeordnete, blicken gemeinsam auf ihre Partei.


"Ein konservativer Anarchist"

Ein Nachruf auf Christoph Stölzl

München – Saarbrücken – Berlin – Weimar: die wichtigsten Stationen im Leben des Christoph Stölzl, am 17. Februar 1944 bei Augsburg geboren, am 10. Januar 2023 im bayerischen Evenhausen gestorben. Für die „FAZ“ war er „vielleicht der wichtigste kulturpolitische Akteur beim Übergang von der Bonner zur Berliner Republik.“ Für mich war er ein lebenslanger Freund. 1987 wurde Stölzl von Helmut Kohl als Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums berufen. Damit erreichte die bereits längere Jahre tobende Debatte ihren Höhepunkt, ob es neben dem der Nachkriegszeit gewidmeten Bonner Haus der Geschichte auch ein Museum für die Deutsche Geschichte geben sollte. Für den gelernten Historiker Kohl keine Frage, er wollte dem Ostberliner Museum für Deutsche Geschichte, das der Vergangenheitsinterpretation und dem Rechtfertigungsbedürfnis der DDR diente, ein demokratisches Bild entgegensetzen. Und es sollte Berlin sein, trotz der vielen Kritiker, die das Wiedererstehen eines deutschen Nationalismus fürchteten.

Mit Christoph Stölzl, damals noch Leiter des Münchner Stadtmuseums, fand Kohl einen jungen Kopf der Nachkriegsgeneration, der mit der für ihn typischen Unbefangenheit, ja geradezu Nonchalance an die übertragene Aufgabe ging. Als Standort war der Spreebogen vorgesehen, doch die erhoffte, aber unerwartete Wiedervereinigung eröffnete neue Horizonte. Nur eine forschende, undogmatische und neugierige Persönlichkeit wie Stölzl war in der Lage, die DDR-Erbschaft im Zeughaus anzunehmen und schöpferisch umzuwandeln. Ich erinnre mich noch gut, wie er mit mir den „Giftschrank“ des Vorgängermuseums inspizierte, in dem vor allem Dissidenten, Autoren, die in der DDR verpönt waren, lagerten, darunter auch die Bücher des als Renegat geächteten Ex-Kommunisten und Saarländers Gustav Regler.

Stölzls Ausstellungen waren mutig und spektakulär und er ergänzte den grandiosen Bau der Preußenzeit mit einem flexiblen Ausstellungsbau, für den er den chinesisch-amerikanischen Architekten I. M. Pei gewinnen konnte. An der Fertigstellung war ich insofern beteiligt, als Pei den Auftrag zurückgeben wollte, da die Bürokratie seine geliebten Steine aus dem Burgund nicht als Baumaterial genehmigen wollte – es gebe genug Steine in Deutschland. Das Projekt fiel in meine Zeit als Bauminister und Pei, der mir sein Leid klagte, bekam selbstverständlich seine Steine – und Berlin die wunderbare Verbindung von alter und moderner Architektur, wie wir sie auch im Saarbrücker Schloss bewundern können.

Stölzl handelte nach der Devise, die Geschichtsschreibung und -darstellung müsse der Wahrhaftigkeit verpflichtet sein, müsse aber im Museum mehr bieten, Wissenschaft und Entertainment verbinden, Erkenntnis auch für den Flaneur und den Familienausflug im Auge behalten. Ihm und Richard van Dülmen verdankt das Saarland mit „Prometheus“ das erste spektakuläre Ereignis in der Alten Völklinger Hütte. Die Ausstellung war auch ein Dank an die Stadt und das Land, in dem Stölzl fünf Jahre studiert und promoviert hatte. Mein stützendes Argument: „Du musst nicht das ganze Geld im Osten ausgeben, schließlich sind wir auch ein Beitrittsland.“ Das Projekt einer Lothringen-Ausstellung scheiterte am französischen Unwillen, dafür ergriff van Dülmen die Chance, seine langjährigen Forschungen zum Menschenbild der Moderne in großem Maßstab in Form und Bild zu setzen. Die Ausstellung, „die eher ein begehbares Gesamtkunstwerk aus Location, künstlichen Bildern, Worten und Tönen“ (Stölzl) war, wurde zu einem durchschlagenden Erfolg.

Als Parteipolitiker war er völlig ungeeignet. Anfangs zog es ihn in die FDP, die im Münchener Stadtrat eine wichtige Stütze für ihn war. Ende der Achtziger brachte er es in Berlin sogar bis zum stellvertretenden Parteivorsitzenden. Im April 2000 wurde er – parteilos – Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur im schwarz-roten Berliner Senat. Er beklagte sich bei mir wegen der unzureichenden Unterstützung im Abgeordnetenhaus. Mein Hinweis, so würde es allen Senatoren und Ministern ergehen, die keine Hausmacht hätten, trieb ihn in die CDU. Er fühlte sich von Klaus Wowereit hintergangen, weil ihn niemand vor dessen erkennbaren Absichten gewarnt hatte, die Koalition im Roten Rathaus platzen zu lassen und Neuwahlen anzustreben. Stölzl verlor seinen Posten und kandidierte wütend und trotzig auf der Liste der CDU. Bis 2006 fungierte er als einer der beiden Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses. Das passte durchaus zu ihm, nicht aber der Landesvorsitz der CDU, den er für kurze Zeit innehatte.

Seit 1965 waren wir befreundet, beide Schüler von dem Mediävisten und Landeshistoriker Friedrich Prinz. Diese in jungen Jahren begründete Freundschaft hielt ein Leben lang. Wir waren uns mal näher, dann wieder durch die Zeitläufte auseinandergetrieben, aber was Freundschaft auszeichnet, dass man über alles – ja alles – miteinander reden kann, blieb immer erhalten, und wenn es nur Telefongespräche waren. Die 60er waren funkelnde Jahre. Wir genossen die kulturelle Bigamie, lebten auf der Grenze, tranken Amère-Bier beim „Woll“, besorgten uns die Satirezeitschrift „Harakiri“ in Forbach, deren Star Topor er 1985 eine Ausstellung in München widmete; in der „Camera“ liefen die Nouvelle-Vague-Filme und das Saarbrücker Nachtleben war legendär.

Auf Exkursionen waren wir für die Unterhaltung der Reisenden zuständig. Er hatte die Gitarre dabei, sang und spielte – ich hielt aufrührerische, unangepasste Reden. Auf einer Burgund-Expedition kreuzten wir den Begleittross der Tour de France und nahmen in Digne an einer Abendgala teil. Stölzl gewann mit „Proud Mary“ den Gesangswettbewerb und ich musste mich damit abfinden, nur zweiter Bierkönig geworden zu sein, immerhin unter 80 Teilnehmern, weil ich mich kurz mal verschluckt hatte. Trotz seiner Mitgliedschaften in FDP und CDU blieb er immer ein selbstständiger, unabhängiger Kopf. Am treffendsten finde ich ihn mit der paradoxen Formulierung „ein konservativer Anarchist“ charakterisiert. Er war durchaus bereit, falls ich 1999 die Wahl gewonnen hätte, als parteiloser Kultur- und Wissenschaftsminister in ein weiteres Kabinett Klimmt zu kommen.

Nun ist auch er gegangen. Nach dem viel zu früh verstorbenen Historiker Richard van Dülmen ist mit Christoph Stölzl der zweite der Väter der ersten großen Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte verstorben.

Nachzulesen auch in FORM. Das Wochenmagazin 20. Januar 2023


28. Antiquaria-Preis 2022

Preisträger 2022: Patrick Rössler

Der 28. Antiquaria-Preis 2022 geht an den Kommunikationswissenschaftler und Sammler Patrick Rössler, der gemeinsam mit Reinhard Klimmt ein imposantes, zweibändiges Werk zu den Taschenbüchern der 1950er Jahren und deren Gestaltern geschrieben und herausgegeben hat: Reihenweise.

Die Preisverleihung fand am 17. Februar 2022 im „Podium“ der Musikhalle Ludwigsburg statt. Die Laudatio hielt Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. Hier können Sie die Preisverleihung in voller Länge nachsehen.


FCS-Talk am 26. November 2021

Der FCS-Talk im Garelly-Haus mit Reinhard Klimmt, Marcus Mann und Uwe Koschinat

Hier geht's zum YouTube-Video


Video zum Vortrag von Dr. Michael Lüders

Die scheinheilige Supermacht
Warum wir aus dem Schatten der USA heraustreten müssen

Die USA gelten als Garant für Demokratie und Menschenrechte. Doch für "Werte" einzutreten, ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der andern steht eine brutale Machtpolitik...

Begrüßung und Moderation Publikumsdiskussion
Reinhard Klimmt, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Demokratie Saarland

Hier geht's zum YouTube-Kanal der Stiftung Demokratie Saarland


Zeit zum Lesen...

"Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste." Heinrich Heine

Es lohnt, sich Zeit für ein gutes Buch, für das Eintauchen in die Welt zwischen zwei Buchdeckeln zu nehmen. Aber auch das Online-Stöbern in den Beständen des Antiquariats Der Büchergärtner beziehungsweise der Besuch der im Herzen von Saarbrücken gelegenen Buchhandlung St. Johann machen große Freude.

...und Schmökern

Die Buchhandlung St. Johann und das Antiquariat sind in der Kronenstraße 6 gelegen.

Der Büchergärtner ist online zudem bei ZVAB.com, AbeBooks.de sowie booklooker.de vertreten.

Auf Ihren Besuch vor Ort (oder virtuell) freuen sich die Mitarbeitenden.


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